Kiesinger, Kurt Georg

Kiesinger, Kurt Georg
Kiesinger, Kurt Georg
 
Geboren am 6. April 1904 in Ebingen, studierte Kiesinger Jura, Geschichte und Philosophie und war 1935-39 Rechtsanwalt beim Kammergericht Berlin, 1940-45 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und stellvertretender Leiter der Rundfunkabteilung im Auswärtigen Amt. 1945-47 in Ludwigsburg interniert, wurde Kiesinger 1948 Landesgeschäftsführer der CDU in Südwürttemberg-Hohenzollern. 1949-58 und 1969-80 gehörte er dem Bundestag an; er hatte den Vorsitz im Vermittlungsausschuss 1950-58 und im auswärtigen Ausschuss 1954-58 inne. 1958-66 war Kiesinger Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Am 1. Dezember 1966 vom Bundestag zum Bundeskanzler gewählt, bildete Kiesinger am gleichen Tage eine Regierung der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD, die die schwierigsten, von seinem Vorgänger Ludwig Erhard übernommenen Probleme (wirtschaftliche Rezession, Haushaltsdefizit, bedrohliches Anwachsen des Rechtsradikalismus) möglichst rasch in den Griff bekommen sollte.
 
In der Großen Koalition war Kiesinger in erster Linie der Moderator zwischen zwei großen konkurrierenden politischen Kräften, die sich nur widerstrebend die Machtausübung teilten. Während die Wirtschafts- und Finanzminister Schiller und Strauß trotz ihrer unterschiedlichen Parteizugehörigkeit auf überraschende Weise harmonierten, zeigte sich in der Ost- und Deutschlandpolitik, dass Kiesinger an der traditionellen Position des Alleinvertretungsanspruchs strikt festhalten wollte, während sein Außenminister Brandt nach neuen Wegen suchte und eine flexiblere Politik gegenüber Osteuropa und der DDR forderte. Als der DDR-Ministerpräsident Willi Stoph im September 1967 Verhandlungen zur Normalisierung der Beziehungen und zur Anerkennung der bestehenden Grenzen vorgeschlagen hatte, lehnte Kiesinger diese Vorschläge ab und erklärte lediglich seine Bereitschaft, Gespräche über eine Ausweitung der Kontakte zwischen den Menschen zu führen.
 
Die Koalition auf Zeit unter Bundeskanzler Kiesinger zerbrach nach der Bundestagswahl im September 1969. Bei dieser Wahl konnte Kiesinger zwar mit 46,1 % der Stimmen gegenüber der SPD (42,7 %) ein sehr beachtliches Ergebnis erreichen, da aber SPD und FDP bereits vor der Wahl angekündigt hatten, eine Koalitionsregierung bilden zu wollen, musste Kiesinger mit den Christdemokraten in die Opposition gehen. Er war Bundesvorsitzender der CDU von 1967 bis 1971, danach Ehrenvorsitzender. Kiesinger starb am 9. März 1988 in Tübingen.

Universal-Lexikon. 2012.

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